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In ihrer Ausgabe Sonnabend/Sonntag5./6. August 2000 berichtet die "Freie Presse" aus Sachsen in einer erfreulich differenzierten Weise über die vom Bundes-Innenminsterium vorbereitete Novellierung des Waffenrechts:

Waffenrecht
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Schießt Innenminister Schily am Ziel vorbei?
20 Millionen illegale Waffen in Deutschland - Verschärfung des Waffenrechts geplant- Sportschützen verunsichert


von Johannes Fischer

Chemnitz - Als vor einigen Wochen ein Betrunkener aus Baden-Würtemberg einen Freund mit einer Pump-Gun bedrohte, kam der Stein ins Rollen. Bei ihren Ermittlungen stieß die Polizei auf einen Waffenhändlerring. Gestern dann die Erfolgsmeldung: Der Ring wurde zerschlagen, ermittelt wird gegen 18 Waffensammler, ein 49- jähriger sitzt als mutmaßlicher Kopf der Bande in Untersuchungshaft. 26 Pistolen und Revolver sowie 37 Langwaffen wurden beschlagnahmt. Außerdem eine Granate, eine Kalaschnikov und 17.000 Schuß Munition.

Das illegale Geschäft mit Waffen ist lukrativ. Nach Schätzungen der Polizei sind außer den 10 Millionen registrierten auch 20 Millionen illegale Waffen im Umlauf. Ein Abnehmerkreis ist die rechtsextreme Szene. Erst vor wenigen Tagen machte der Sächsische Verfassungsschutz darauf aufmerksam. Die Polizei hatte in jüngster Zeit mehrere Waffen- und Sprengstofflager ausgehoben, hieß es.

Das Bundesinnenministerium will jetzt reagieren und kündigte gestern eine Verschärfung des Waffenrechts an. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) will den "kleinen Waffenschein" für Gas- und Schreckschusswaffen einführen. Um eine solche Waffe zu erwerben, soll der Käufer ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.

Waffenbesitzkarten für Sportschützen und Jäger, die mit Kurzwaffen schießen, sollen außerdem nur noch befristet ausgegeben werden. Zur Zeit ist es so, dass ein Sportschütze eine Kurzwaffe auch dann noch behalten darf wenn er gar nicht mehr im Sportverein schießt.

Die Kriminalitätsrate wird dadurch nicht sinken, ist sich der Eisenacher Rechtsanwalt und Sportschütze Reinhard Becker sicher. Selbst dann nicht, wenn man den privaten Waffenbesitz vollständig verbieten würde. Seit zehn Jahren verfolgt er die immer wieder neu aufflammende Diskussion über das angeblich nicht streng genug gefasste Waffenrecht. Nun wollte er es endlich einmal wissen, hat sich hingesetzt, offizielle Statistiken hoch- und runtergerechnet, Zahlen verglichen. Und ist zu einem interessanten Ergebnis gekommen. Von den etwa 6,5 Millionen jährlich erfassten Straftaten werden fast 22.000 mit Schusswaffen ausgeführt. Das sind rund 0,3 %. In 95 % dieser Fälle werden illegale Schusswaffen benutzt. Beckers Schlußfolgerung: Ein Verbot von Privatwaffen würde nur eine Personengruppe treffen, die in verstärktem Maße gesetzestreu ist. Der Handel mit illegalen Waffen aber würde weiter blühen.

Stichwort Waffenbesitzkarte

Es gibt etwa 3 Millionen legale Waffenbesitzer und etwa 10 Millionen angemeldete Waffen in Deutschland. Waffenscheine, die dazu berechtigen, eine Waffe zu fahren, werden extrem selten vergeben. Davon zu unterscheiden ist die Waffenbesitzkarte etwa für Sportschützen und Jäger. Inhaber dieser Karten müssen Waffe und Munition getrennt aufbewahren und transportieren. Bevor jemand eine Karte bekommt, wird er vom Staat durchleuchtet. Unter anderem braucht er ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis.

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